Tw 103 - Foto: Jens Ehlers

Technische Daten

            

Hersteller:

Baujahr:

Länge:

Breite:

Höhe:

Leergewicht:

Motorleistung: 

Fahrzeugstatus:

Herbrand/MZNT Krakau

1900/1996

8,95 m

2,06 m

3,25 m

13,21 t

2 x 60 kW

im Einsatz (April bis Oktober)

Triebwagen 103 (Baujahr 1897/1996)

Der jetzige Triebwagen 103 der Braunschweiger Verkehrs-AG stammt ursprünglich aus Kiel. Dort wurde der Wagen im Jahre 1900 von der Firma P. Herbrand & Cie. in Köln-Ehrenfeld gebaut und mit der Wagennummer 91 in Betrieb genommen. Der Wagenkasten hatte damals wie auch heute sechs kleine Fenster und die Plattformen waren offen.

Bereits 10 Jahre später wurde der Wagen umgebaut: anderes Dach, nur noch 3 Seitenfenster und der Achsstand wurde vergrößert.

1928 wurden neue, stärkere Motoren von AEG eingebaut und der Wagen in „128“ umgenummert.

1919 bis 1929 diente der Triebwagen dem Betriebshof Gaarden als Schlepptriebwagen.

1930 erfolgte ein weiterer Umbau. Diesmal wurden die Plattformen geschlossen, das Fahrgestell denen des Jahres 1908 angeglichen und es fanden wieder Umbauten am Dach statt. Es erfolgte wieder eine Umnummerierung in den Wagen 146.

Den Krieg überlebte der Wagen ohne größere Schäden, und im September 1945 wurden die Motoren des Triebwagens 224 eingebaut. Diese waren jedoch nur fünf Jahre im Fahrzeug, bevor am 8. Dezember 1950 die neuen Einheitsmotoren EM 60/600 der AEG eingebaut wurden mit einer Leistung von 2 x 60 kW.

1957, am 14. Dezember, hatte der Wagen einen spektakulären Unfall, als er aufgrund zu hoher Geschwindigkeit aus der Kurve kippte. Zum Glück gab es keine Verletzten.

Am 2. Dezember 1961 wurde der Triebwagen zum Sandtransport-Triebwagen 352 umgebaut. Er war in dieser Funktion bis zum 31. Mai 1984 im Einsatz.

Seit Juni 1984 war der Wagen im Betriebshof Gaarden abgestellt und wurde von einer Gruppe Kieler Straßenbahnfreunde wieder zum Triebwagen 146 zurückgebaut. Ziel war eine Überstellung im August 1984 an den VVM Schönberger Strand. Unvorhergesehene Pläne der Kieler Verkehrs-AG durchkreuzten das Vorhaben. Nach der äußerlichen Wiederherstellung einschließlich Neulackierung und Beschriftung ging die Reise am 8. August 1984 in das Deutsche Straßenbahn-Museum Hannover-Wehmingen, das heutige Hannoversche Straßenbahn-Museum (HSM). Nach Meldung von Straßenbahnfreunden war er dort, bedingt durch die Aufstellung im Freien, dem Verfall ausgesetzt.

Anfang 1992 suchte die Braunschweiger Verkehrs-AG einen alten historischen Straßenbahnwagen, um bei der 100-Jahr-Feier im Jahre 1997 etwas Altes vorzeigen zu können. Die Wahl fiel auf diesen alten Kieler Triebwagen. Am 20. August holte die Braunschweiger Verkehrs-AG den Wagen in Wehmingen ab, beklebte ihn komplett mit schwarzer Folie, welche jedoch nicht bis Braunschweig hielt. Der Wagen wurde als erstes im Betriebshof Hamburger Straße abgestellt und es wurde ein Staatsgeheimnis darum gemacht. Keiner durfte den Wagen sehen.

In der Nacht vom 18. zum 19. Mai 1995 wurde der Triebwagen zum Betriebshof Altewiek geschleppt, wo ihn diverse Firmen zur Restaurierung begutachteten. Am 11. Oktober 1995 wurde der Triebwagen verladen und zur Firma MZNT nach Krakau (Polen) geliefert, die den Triebwagen 146 in seinen Ursprungszustand von 1900 versetzte, soweit es die technischen Vorschriften erlaubten. Dreizehn Monate brauchten die Arbeiter in Polen, bis der Wagen am 27. November 1996 wieder nach Braunschweig zurückkehrte, nun als historischer Braunschweiger Triebwagen 103. Die Aufarbeitung hat damals rund 500.000 DM gekostet, welche vom Stadtwerkekonzern übernommen wurden.

Zur Nummer gibt es auch eine kleine Story: Die Braunschweiger Verkehrs-AG wollte den Wagen eigentlich - zu den anderen historischen Wagen passend - „Nummer 3“ nennen. Dann machte der Straßenbahnhistoriker Dieter Höltge einen Vorschlag- da der Wagen zum 100-jährigen Jubiläum der elektrischen Straßenbahn aufgearbeitet wurde -, doch die Nummer um 100 zu erhöhen, und so erhielt der Wagen die Nummer 103.

Am Nikolaustag 1996 präsentierte die Braunschweiger Verkehrs-AG den Wagen exklusiv für die Braunschweiger Zeitung. Es dauerte noch rund drei Monate, bis der Wagen im Streckennetz zu Abnahmefahrten auftauchte.

Bei der Lackierung gelb/grün handelt es sich um eine freundliche Farbkombination, die dem Wagen gut steht. Wie die Wagen tatsächlich in Braunschweig lackiert waren, kann anhand von Bildern nur erahnt werden.

Im November 1997 war der Triebwagen Star bei „Wetten, dass ...?“. Als Außenwette auf der Langen Straße, Höhe Öffentliche Bücherei, wollten die Braunschweig Lions als American Footballer zeigen, wie stark sie sind, und veranstalteten ein Tauziehen gegen den Triebwagen 103 unter dem Motto „100 Beine gegen 100 Jahre“. Die Footballer haben die Wette gewonnen ...

Eingesetzt wird der Wagen nur in der schönen Jahreszeit vom Mai bis Oktober. Aufgrund der Neuzulassung müssen immer zwei Fahrer auf dem Wagen sein. Auch ein Verbot von Speisen und Getränken herrscht in dem Wagen. Für Fotozwecke ist ein Rollenstromabnehmer vorhanden, der Triebwagen kann jedoch damit nicht fahren.

(Aus BIN-Info 1/98 und 4/2000 plus Ergänzungen von Jens Winnig)
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